09. - 13. Mai 2015 - Logrono-> Burgos die nächsten 100km
Nach 200km und 10 Tagen ebbt die erste Euphorie und Detailwahrnung ab und wird mehr durch Routine und größere Ereignisse ersetzt. Daher habe ich mich entschlossen nicht mehr alles im Detail hier
im Blog zu beschreiben.
Der Start der Routine
Es kommt immer mehr Routine in den Tagesablauf, und der sieht ungefähr so aus: Am späten Nachmittag Sachen vorbereiten damit man recht schnell am nächsten Morgen starten kann. Warum am späten
Nachmittag? Es gibt immer einen, der schläft und ab 21 Uhr ist schon das Licht aus. Ich habe sogar erlebt dass um 19 Uhr der Raum dunkel war. Und im Dunklen die Sachen zu packen ist recht
mühselig.
Es kam auch vor, dass Leute die Glühbirnen rausdrehen damit niemand mehr das Licht anschalten kann.
Ab halb 5 stehen dann die ersten Pilger auf und machen sich noch vor Sonnenaufgang auf den Weg. Ich stehe meist gegen 5 bis 6 auf und startedann gegen 7, da ich ohne zu frühstücken nicht
loslaufen möchte. Natürlich gibt es dann immer einen Run auf die Toiletten und Waschbecken, so dass man besser mal in der Nacht aufs Klo geht.
Man schaut dann zu dass man so gegen 14 Uhr spätestens eine Unterkunft erreicht oder man hat ein Bett reserviert. Das ist nötig wenn man nicht auf der Straße schlafen möchte oder in einem Hotel,
was es aber nur in größeren Ortschafen gibt.
Wenn man angekommen ist, duscht man und wäscht die Wäsche, die dann am nächsten Tag wieder trocken ist. Dann sitzt man gemeinsam und isst zu Abend.
Der Run auf die wenigen Schlafplätze stört leider und nimmt einem das Gefühl der Leichtigkeit.
Den Körper an die Grenzen gebracht
Mittlerweile hat praktisch jeder mit körperlichen Herausforderungen zu kämpfen, seien es Blasen an den Füßen, Knieschmerzen, Rücken etc... Ich habe mir auf dem Weg nach Burgos eine Blase geholt
und meine linke Hüfte ist wundgerubbelt vom Gürtel und dem Rucksack. Weiter geht's erstmal mit meiner Shorts, bei der ich keinen Gürtel benötige und die wunde Stelle wird mit einer Salbe
eingerieben, die ich in einer Apotheke bekam. Das konstante Wandern haben wohl alle, die das zum ersten Mal machen, unterschätzt. Viele schicken unnötige Sachen nach Hause um den Rucksack
leichter zu machen.
Cheater?
Immer mehr Pilger nehmen den Bus zur nächsten "Station". Oder sie lassen ihr Gepäck vorschicken. Manche machen es weil sie wegen Schmerzen kaum noch gehen können oder sie möchten nicht den
Anschluss zu ihrer Gruppe verlieren oder sie haben sich überschätzt und würden es in der geplanten Zeit nicht bis nach Santiago schaffen. Oder...
Für mich heißt es erstmal: zu Fuß und mit Gepäck.
Gruppenbildung und Gruppenzwang
Es haben sich mittlerweile viele Gruppen gebildet, teilweise mit Anführern. Einer wird von Außenstehenden der "Bürgermeister" genannt. Interessant dabei ist, dass einige Folger sagen dass sie es
eigentlich nicht mögen wenn jemand entscheidet wann eine Pause gemacht wird und ob noch ein Kaffee bestellt werden darf aber sie trotzdem in der Gruppe bleiben und sagen dass es sehr schwierig
ist, aus der Gruppe rauszukommen.
Die Magie des Caminos
In den ersten Tagen genoss ich die Natur, das Wandern an sich. Aber es war nichts besonderes an dem Camino, wenn man von dem ganzen Kennenlernen der anderen Pilger absieht. Es war wie als wenn
ich außerhalb des Caminos wandere. Aber irgendwann kommt eine Veränderung, der Camino entfacht seine Magie. "Jeder verdient seinen eigenen Camino" sagte Christian, einer der Gläubigsten Pilger
den ich kennengelernt hatte. Ich möchte dies sogar erweitern auf "jeder verdient sein eigenes Leben". Der Camino wird zu einem Spiegel, man erkennt einige Sachen so viel klarer, da man von den
Ablenkungen des Alltages befreit ist.
Diese "Magie" hat erst begonnen und ich bin sehr gespannt was noch kommt.
Anima Garden
14. Mai 2015, Burgos
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